Vorstellung Zunft

Geschichte NZM

Der Stadtteil Mühringen - wegen der ehemals weitverbreitet praktizierten Korbflechterei auch „Krattenmacherhausen" genannt - feiert nach mündlicher Überlieferung älterer Bürger die Straßenfasnet schon seit Jahrhunderten. 

Mühringen war um 1900 ein wichtiges Zentrum im Eyachtal mit etwa 720 Einwohner. So befanden sich am Ort u.a. Kleidergeschäfte, Schuh- und Uhrmacher, Viehhändler, Zimmerleute, ein Arzt und Chirurg, eine Volksschule, ein Rabinat mit Synagoge, eine Ölmühle, ein Postamt, zwei Brauereien und eine Drogerie. Ein reges Vereinsleben rundete die Palette ab. 

Als im Jahre 1906 der damalige ortsansässige Kunstmaler Stillhammer altüberliefertes Fasnetsbrauchtum zusammenfaßte, entwickelte sich die Fasnet wieder zu neuem Leben. 


Fasnet um 1906 mit Kunstmaler Stillhammer(mit Peitsche)

Beim Umzug zogen Pferde festlich geschmückte Wagen durch die Straßen. Junge Männer führten den „Strohbär“ mit sich, der sich auf die Kinder und Narren stürzte. Bajazzo, Hexen und Teufel gab es schon. Eine Katzenmusik, die ihre Instrumente aus Ofenrohrwinkeln selbst gebaut hatte, war mit dabei. Die Musiker trugen Katzenmasken. Daher der historische Ruf: 

,,Hoorig hoorig, hoorig isch dia Katz, ond wenn dia Katz et hoorig isch, no fängt se koane Meis,
borstig, borstig, borstig isch dia Sau, ond wenn die Sau et borstig isch, no geit se koane Lebrawüscht." 

Während des Umzugs wurde eine Fasnetschronik verlesen, die über ungewöhnliche Erlebnisse der Dorfbewohner zu berichten wusste.
Der erste Weltkrieg machte der Fasnet ein Ende und erst ab 1921 wurden die närrischen Bräuche wieder gepflegt. Ende der 1920er Jahre wurde eine erste Narrenzunft gegründet von der leider nur wenige Nachweise erhalten blieben.

Der zweite Weltkrieg setzte wiederum dem Fasnetstreiben ein Ende! 

Mit der "neu" Gründung der Narrenzunft Mühringen im Jahre 1950 knüpfte man danach wieder an eine Jahrhunderte alte Tradition an. Die Gründung erfolgte mit närrischen Ehren am 3. Dez. 1950 im Nebenzimmer des Café Hebe. Gründungsmitglieder waren: Christian Hertkorn, Adolf Riester, Engelbert Hebe, Arthur Hertkorn, Leo Bieger, Otto Christinger, Josefine Becker und Christine Christinger. Als Narrenkönig wurde Christian Hertkorn gewählt, als 1. Präsident Adolf Riester, als Schriftführer und Schatzmeister Engelbert Hebe. Die ersten nachweisbaren Zeichen der Zunft, sind die Gruppenbilder von der Fasnet 1952. Daher wird dieses Jahr als Gründungsjahr beansprucht.

Fasnetsumzug der alten Narrenzunft 1933

Umzug 1952

Einen stürmischen Aufschwung nahm die Mühringer Fasnet in den 50er-Jahren; durch große Umzüge mit originellen Wagen und Maskengruppen entwickelte es sich rasch zu einem Zentrum des Narrentreibens. Im Jahre 1956 komponierte Adalbert Deuringer den ,,Mühringer Narrenmarsch", der dann vom Süddeutschen Rundfunk am Montag, den 29 Febr. 1960 zwischen 17:30 Uhr und 18:00 Uhr ausgestrahlt wurde. Von 1950 bis 1977 war Adolf Riester Zunftmeister. Seine Nachfolger wurden Karl Müller bis 1987, von 1987 bis 1990 Erika Weiler, ab 1991 bis 2002 Hans - Otto Christinger, 2002 bis 2007 Roland Beuter,  2007 bis 2012 Gabriela Lacher und seit 2012 Florian Ranft.

Die Geschichte der Mühringer Fasnet hat unser Ortsarchivar Hans-Jürgen Ruggaber in seiner Veröffentlichung „Mühringer Geschichten … Fasnet in Krattenmacherhausen“ 2018 umfassend dokumentiert.

Narrenrat:

Der Narrenrat trägt einen schwarzen Frack mit rotem Samtkragen. (Beim Zunftmeister gold)

Das schwarze Barett mit dem Fuchsschwanz und unserem rot- goldenen Zunftwappen krönt auf seinem Kopf. 

Unter dem Frack wird ein weißes Hemd, eine grüne Weste und eine Fliege getragen.

Geziert wird das Häß von den unzähligen Orden und Ansteckern der verschiedenen "Fasnetsabenteuer".

Angeführt wird der Narrenrat vom Narrenpolizist

Schantle:

Die Freundlich lachende Holzmaske, unser Schantle.

Der ausgeschnitzte "Kratta" auf dem Kopf und den Fuchsschwanz am Kopftuch befestigt, gepaart mit einem von der Gruppe selbst gemalten Weißnarrenhäß, 2 Glockengurten und einem Korb voller Bonbons, verbreitet gute Laune. 

Zuerst trugen die Schantle ein Häs mit aufgenähten bunten Stoff-Fleckle (Plätzle). Das Weißnarrenhäs mit auf dem Rücken gemaltem Krattenmacher, der in der Hand einen Korb hält, kam erst 1968. 

Seit 2009 gibt es wieder eine Einzelfigur mit dem Traditionellen Fleckleshäs und einem Besen. 

Krattenmacher:

Die Krattenmacher aus Mühringen sind eine der vielen originellen Traditionsfiguren unserer engen Heimat. Der Name ,,Krattenmacher" stammt aus dem Berufszweig der Korbmacher, die nach dem Gemeindearchiv bereits im 13. Jahrhundert im Eyachtal ansässig waren.

Die Männer tragen eine Maske mit Schnautzbart oder eine schwarze Zipfelmütze, ein blau – weiß - gestreif­tes Hemd, blaue Arbeitshose, blaue Arbeitsschürzen und ,,Kratte". Die Frauen sind in bunte Blusen, blaue Schürzen mit blauem Kopftuch (oder Maske), sowie grünen Cordrock gekleidet; sie tragen mehrere/größere Körbe in der Hand. 

Mit der Gruppe der Krattenmacher läuft seit 1979 auch das ,,Weinende Weiblein". 

Schloss & Tal Hexen

Die Hexen entstanden durch alte Schauermärchen von der Ruine „Frundeck“ und Schloß Hohenmühringen, " wo ein Geist, genannt der ,,Kälbleshannes" mit den Hexen sein Unwesen trieb.

Schauerlich grüne Holzmaske mit roter Nase, roten Backen und rotem Kinn. Kostüm recht bunt mit grünem Rock, bunter Bluse, gelber Schürze und gelbem Kopftuch. 

An den Beinen bekleidet mit rot - weißen Ringelsocken und Strohschuhen. 

Es gibt die Schloßhexen (mit Blättern auf der Stirn der Maske) und die Talhexen (mit Blumen auf der Stirn der Maske).

Zu dieser Gruppe gehört auch der ,,Kälbleshannes".